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Familie Ratzenberger: Die Erinnerung aufrecht halten

Von Gerhard Kuntschik
​Es ist das Schlimmste, was Eltern widerfahren kann: das eigene Kind zu Grabe tragen müssen. Margrit und Rudolf Ratzenberger halten die Erinnerung an ihren viel zu früh verstorbenen Sohn aufrecht.

Margit und Rudolf Ratzenberger waren lang keine Motorsportfans. Ihr Interesse an der Karriere ihres Sohns Roland war beschränkt.

«Roland war immer schon von Autos fasziniert», sagt seine Mutter, heute 86 Jahre alt. «Wenn er als kleiner Bub aus unserem Fenster auf die Wolfgangsee-Bundesstraße blickte, konnte er alle Marken der vorbeifahrenden Autos erkennen.»

Vater Rudi, bald 91, wurde erst mit Rolands Welt bekannt, als der Sohn schon verunglückt war. Medien stand er stets bereitwillig für Interviews zur Verfügung. Nach Imola 1994 war er in einigen TV-Sendungen zu Gast.

«Ich machte das stets, um Roland nicht in Vergessenheit geraten zu lassen», räumt er ein. Und er weiß auch: «Es wäre anders, wäre am gleichen Wochenende nicht auch Ayrton Senna verunglückt.»

Am 30. April 1994 kamen die Ratzenbergers von einem Urlaub aus Mexiko zurück nach Salzburg. Es war nach Mittag, als Rudi den Fernseher einschaltete. Auf Eurosport lief das F1-Qualifying aus Imola.

Minuten später sah er einen schweren Unfall – und musste erkennen, dass sein Sohn leblos im Cockpit saß.

Es waren schwere Wochen für die Eltern und Rolands Schwestern Elisabeth und Gabi. Bei der Räumung der Wohnung Rolands in Monte Carlo kam ihnen seine «Verlobte» Kadisha, ein in New York lebendes Model aus Somalia, zuvor. «Es war erschütternd, wie die Wohnung aussah», sagen die Eltern, die nichts von einer Verlobung gewusst hatten.

Auch zu Rolands Kurzzeit-Ehe mit Bente, der Ex-Gattin von Le-Mans-Sieger Stanley Dickens, wissen die Eltern bis heute kaum etwas.

«Roland kam nach Salzburg und heiratete am 13. Dezember 1991 im Schloss Mirabell. Gleich darauf flog das Paar auf Hochzeitsreise nach New York. Drei Wochen später, Anfang Jänner, rief Roland kurz an und meinte lapidar, er habe die Scheidung eingereicht. Wir wissen bis heute nicht, was da passiert ist», erklärt die Mutter.

Seit 29 Jahren leben die Eltern in einem zweistöckigen Appartement in Salzburg-Riedenburg, das Roland gekauft hatte. Bezugsfertig war es eine Woche vor dem Unfall, Roland konnte also nie darin leben.

«Aber er hat immer gesagt, dass Salzburg seine Heimat bleiben werde und er Zeit hier verbringen wollte», erklärt die Mutter. «Wir wollten anfangs hier nicht einziehen. Aber dann beschlossen wir, die Wohnung für uns zu nutzen und nicht an Fremde zu vermieten oder zu verkaufen.»

In jeder Ecke der Wohnung lebt die Erinnerung an Roland: Bilder, Helme, Overalls, Trophäen.

Der 30. Todestag des Sohnes wird für die betagten Eltern wohl der letzte Jahrestag sein, nicht nur wegen ihres Alters, meinen beide. «Wir müssen einmal abschließen», gibt Margit zu.

Zum Grab Rolands auf dem Maxglaner Friedhof kommen sie regelmäßig. Und freuen sich, dass sie immer wieder frische Blumen vorfinden.

«Roland ist für Viele unvergessen. Wir finden auch manchmal Botschaften in verschiedenen Sprachen. Das erfreut uns immer wieder sehr», sagt Rudi mit einem Seufzer.

Lange Zeit gab es Kontakte mit Rolands Weggefährten: der Familie Brabham, Damon Hill, Mika Salo und Japanern von Toyota, dem Sard-Team und anderen. Doch die Weihnachtskarten wurden mit den Jahren seltener.

Besonders freut die Eltern die vor Jahren entstandene Freundschaft mit dem Bayer Peter Levay, der von Rolands Karriere und dessen Leben so fasziniert war, dass er als Dokumentarfilmer in mühevoller Recherche Interviews mit Zeitzeugen führte und die Doku als Serie auf YouTube veröffentlichte.

«Wir haben Peter nach besten Kräften unterstützt. Und sind dabei Freunde geworden», sagen Rudi und Margit. Peter Levay und seine Familie wiederum wurden durch die häufigen Besuche Salzburg-Fans.

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